Technik

Nicht zu viel, nicht zu wenig

Als Arzt macht man ja täglich den Spagat zwischen der Anwendung technischer Hilfsmittel und der persönlichen Zuwendung zum Patienten. Welcher Patient möchte schon nur von Gerät zu Gerät gezogen werden, ohne seine Sicht der Dinge seiner Ärztin auch vernünftig darlegen zu können? Andererseits, welcher Patient möchte schon einen Arzt, der ihm nur gut zuredet, aber keine wesentlichen Untersuchungen vornehmen kann?

Um den Ausgleich dieser beiden Extreme sind wir täglich bemüht, wobei man berücksichtigen muss, dass die Augenheilkunde insgesamt ein doch eher techniklastiges Gebiet der Medizin ist.

Auf dieser Seite nun wollen wir Ihnen unsere technische Ausrüstung vorstellen, jeweils mit einer kurzen Erklärung, welche Untersuchungen mit dem Gerät vorgenommen werden, und wozu diese Untersuchungen gut sind.

Auto-Refrakto-Tono-Pachymeter (Topcon TRK-2P)

Quasi die eierlegende Wollmilchsau unter den Geräten zur Voruntersuchung, es vereint 4 Untersuchungen in einem Gerät.

Mit dem Auto-Refraktometer wird das Auge vermessen und die Brechkraft der Linse bestimmt. Man bekommt also einen Wert, der schon aussieht, wie eine Brillenverschreibung – aber damit erst einmal wenig zu tun hat. Der von der Maschine gemessene Wert ist, beispielweise bei bekannten Patienten, erst einmal eine Einordnung, ob sich grössere Veränderungen ergeben haben (durch Fortschreiten einer Fehlsichtigkeit, etc.).
Eine Brille vernünftig zu bestimmen braucht aber die Feinarbeit eines guten Optikers oder Augenarztes, maschinell geht das nicht.

Mit Tono/Pachy-Teil messen wir den Augendruck und die Hornhautdicke, beides wichtige Parameter im Bereich des Glaukoms (Grüner Star). Wie immer gehen wir auch hier mit Augenmass vor und messen zur Sicherheit in bestimmten Fällen manuell nach.

BlephEx

Blephex-Gerät
Blephex-Gerät

Wenn Sie an Lidrandproblemen leiden, dann kennen Sie das: Es juckt immer – oder zumindest häufig. Gelegentlich hat man das Gefühl, man müsse da mal nur gründlich schrubben, dann werde das schon wieder, aber es geht nicht. Was bleibt sind der Juckreiz und oft auch geschwollene Lidränder. Mit einer gewissen Erwartung (und reichlich Skepsis) haben wir daher beim grossen Augenkongress in Chicago 2016 ein neues Gerät angeschaut, das genau dieses Problem angehen soll.

Im Prinzip ist das sehr logisch: Jemand hat etwas genommen, das wie ein Dremel-Bohrer aussieht, dort ein Schwämmchen montiert und schrubbt damit die Lidkanten sauber. Natürlich ist das alles als Medizingerät zugelassen und kommt nicht aus dem Baumarkt, aber wie gesagt, das Prinzip ist einfach zu verstehen. Wir haben das dann dort ausprobiert (mit Herrn Heitzmann als Versuchskaninchen, der das Juckproblem aus eigener Erfahrung kennt) und das Gerät direkt gekauft. Die Empfehlung ist, die Prozedur alle 4–6 Monate machen zu lassen – das scheint vielleicht etwas übertrieben, im Grunde ist es so etwas wie die jährliche Zahnreinigung, nur am Auge. In Einzelfällen kann man eine Behandlung alle 4–6 Monate sicher vertreten, aber wir empfehlen einmal jährlich die BlephEx-Therapie machen zu lassen. Da das Ganze relativ neu ist, gibt es nicht unglaublich viel Informationen auf Deutsch – aber auf der amerikanischen BlephEx-Seite gibt es immerhin einige Videos, damit man sich das mal vorstellen kann.

Die Kasse bezahlt das leider nicht, es ist eine Selbstzahlerleistung für die wir CHF 140.00 berechnen. Dies beinhaltet eine 15-minütige Behandlung mit einer Wärmemaske und danach eine BlephEx-Behandlung der Ober- und Unterlider beider Augen.

Digitale Spaltlampe (Topcon SL-D701)

Die Spaltlampe ist im Prinzip ein waagerecht angebrachtes Mikroskop, mit dem der Augenarzt ins Auge blickt. Der Name Spaltlampe rührt von einem Lichtspalt her, den die Lampe erzeugen kann. Mit diesem Lichtspalt sind die unterschiedlichen Grenzflächen im vorderen Augenabschnitt besser zu sehen.

Und weil heutzutage die Spaltlampen mit dem Computer verbunden sind, ist es möglich, sehr einfach Aufnahmen eines bestimmten Befundes zur Dokumentation des Krankheitsverlaufes zu machen.

E-Eye

E-Eye-Gerät
E-Eye-Gerät

Das Thema «Trockenes Auge» ist ja ausgesprochen komplex, das erfahren Sie einerseits bei der Lektüre unserer Website, aber andererseits auch aus dem Umstand, dass es nicht unglaublich viele Therapieansätze gibt. Für die Therapie der Lidentzündung (u.a. auch ein Teilaspekt des Trockenen Auges) gibt es ja nun recht neu das BlephEx-Gerät (s.o.) – aber auch die Stimulation der Meibomdrüsen ist Gegenstand der wissenschaftlichen Entwicklung. Die französische Firma ESW-Vision hat ein Gerät entwickelt, das die Meibomdrüsen stimulieren soll, indem die Nerven mit einem starken infraroten Lichtblitz angeregt werden. Dies ist eine der wenigen Möglichkeiten, direkt auf die Meibomdüsen und deren Sekretion einzuwirken. Es sind in der Regel 3 Sitzungen (selten 4 Sitzungen) erforderlich, um den gewünschten Effekt einer verbesserten Sekretion der Meibomdrüsen zu erreichen, in Studien berichten bis zu 86% der Patienten von einer Verbesserung. Aus unserer Sicht ist dies ein vielversprechender Ansatz, und auch die meisten unserer Patienten berichten von einer Verbesserung. Andererseits sollte man im Hinterkopf behalten, dass dies keine Wundertherapie ist, sondern im Kontext der gesamten Behandlung gesehen werden muss.

Ähnlich wie BlephEx ist auch E-Eye eine Selbstzahlerleistung, die von der Krankenkasse nicht übernommen wird. Die Kosten pro Sitzung liegen bei CHF 150.00, bei insgesamt 3 Sitzungen sind das dann CHF 450.00 (gelegentlich kann, wie erwähnt, eine 4. Sitzung erforderlich werden). Wie lange der Effekt anhält ist sehr individuell, berichtet werden Zeiträume von 6 Monaten bis hin zu 3 Jahren.

Keratograph (Oculus Keratograph 5)

Der Keratograph ist ein Gerät, mit dem man die Oberfläche der Hornhaut dreidimensional vermessen kann. Damit kann man zum Beispiel den Verlauf beim Krankheitsbild des Keratokonus verfolgen, viel öfter wird der Keratograph aber verwendet, um Kontaktlinsen vernünftig anzupassen.

Nun ist der Keratokonus eher selten und Kontaktlinsenanpassungen überlassen wir gerne den spezialisierten Optikern – warum also der Keratograph? Nun, neue Geräte haben auch Zusatzfunktionen, die in der Diagnostik des Trockenen Auges sehr hilfreich sind – und da Frau Dr. Eberle ja auf das Trockene Auge spezialisiert ist, ist klar, dass unser Keratograph hauptsächlich in diesem Bereich seinen Einsatz findet.

OCT (Heidelberg Spectralis)

OCT Heidelberg Spectralis
OCT Heidelberg Spectralis

Vor 30 Jahren hätte man hier noch vom „Mercedes unter den OCT-Geräten“ gesprochen. Allerdings gab es vor 30 Jahren noch keine OCTs und auch die Alleinstellung von Mercedes-Automobilen ist heute nicht mehr so eindeutig (ohne der Firma damit zu Nahe treten zu wollen).

Wie auch immer, das Heidelberg Spectralis ist aus unserer Sicht der Rolls-Royce unter den OCT-Geräten. OCT steht für „optical coherence tomography“ und auch die deutsche Bezeichnung „Optische Kohärenztomographie“ gibt nicht viel mehr her. Letzten Endes handelt es sich, salopp gesagt, um eine Art Ultraschallbild des Auges, mit dem man Strukturen hinter der Netzhaut sehen kann, die dem normalen Einblick ins Auge sonst verwehrt bleiben.

Mit dem kleinen Unterschied, dass aus technischen Gründen das Bild eben nicht mit Ultraschall sondern mit Laserlicht erzeugt wird – was für Sie als Patient aber wenig bedeutsam ist. Wichtig ist, dass mit dieser ungefährlichen Untersuchung einige schwere Augenerkrankungen schon in weit früherem Stadium als bisher möglich erkannt werden können.

OCT (Topcon Maestro)

Nun haben wir, wie oben beschrieben, den Rolls-Royce unter den OCT-Geräten. Wofür brauchen wir dann noch ein Gerät? Die meisten Rolls-Royce-Besitzer haben (so zumindest die Annahme) für alltägliche Besorgungen auch einen VW Golf. Einfach zu bedienen und kann überall parken.
Und wir haben das jetzt irgendwie ähnlich gemacht. Das Topcon-OCT ist leicht zu bedienen und ideal für Screening-Untersuchungen bei unklaren Befunden geeignet. Wenn es jedoch einen Befund gibt, der über längere Zeit nachbeobachtet werden soll, kommt das Heidelberg-OCT zum Einsatz. Es ist eigentlich wie immer - das richtige Werkzeug für den richtigen Anwendungsfall.

Perimeter (Oculus Twinfield)

Unser mit weitem Abstand unbeliebtestes Gerät. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft, dauert in der Regel nicht übermässig lange – trotzdem finden die meisten Patienten die Untersuchung mühsam. Und sie haben Recht.

Mit dem Gerät wird bestimmt, wie gut die Netzhaut in ihrer Gesamtheit funktioniert, indem man die Lichtempfindlichkeit and vielen einzelnen Stellen misst. Der Patient muss dazu konzentriert ins Gerät schauen und gelegentlich einen Knopf drücken. Die ersten zwei Minuten macht das Spass (in Grenzen!), nach 5 Minuten ist es aber recht lästig.

Aber was sein muss, muss sein, und derzeit ist die Untersuchung noch unabdingbar, leider.

Scheitelbrechwertmesser (Nidek LM-990A)

Diesem Gerät gebührt die Ehre, das älteste technische Gerät der Praxis zu sein. Sein Nachfolger steht im täglichen Einsatz, aber weil in Spezialfällen das ältere Gerät etwas mehr kann, halten wir es in Ehren.

Mit dem Scheitelbrechwertmesser messen wir Brillen aus, meist um sagen zu können, ob die Brillenwerte noch zum Auge passen.

Scheitelbrechwertmesser (Topcon EZ-200)

Der Nachfolger des Nidek-Gerätes, einfach zu bedienen, schnell und zuverlässig.

Tearlab

Zur Messung der Osmolarität des Tränenfilms. Dies ist eine relativ spezifische Untersuchung aus dem Bereich der Diagnostik des Trockenen Auges. Beim Trockenen Auge ist die Zusammensetzung des Tränenfilms verändert und diese Veränderungen sind mit den Messungen des Tearlab quantifizier- und kategorisierbar.